17.10.2020
Ich bin zufrieden. Manchmal sagen wir das ganz leicht dahin. Dabei ist wirklich schon sehr viel erreicht, wenn ich zufrieden bin.
Zufriedenheit ist eine Grundstimmung, die Brille, durch die wir die Welt betrachten. Sie ist viel weniger von biographischen Lebensumständen und von den Wendungen, die unser Schicksal nehmen mag, bestimmt, als wir gemeinhin annehmen.
Zufriedenheit ist eine innere Haltung, die auch mit Glück allein nicht erreicht werden kann. Der große Glücksmoment ist eben ein Moment – Zufriedenheit ist ein viel nachhaltigeres Gefühl. Erstaunlich eigentlich, dass so viele Menschen so eine Sehnsucht danach haben, Glück zu spüren. Aber wer träumt davon zufrieden zu sein? Die langlebigere Schwester Zufriedenheit wirkt auf uns, wie ein blasser Abklatsch des großen Glücks. Zufriedenheit – das hört sich für viele an, wie blankes Mittelmaß.
Die langweilige Schwester des Glücks?
Ich erinnere mich, dass mein Vater mir als Jugendliche über sein Lebensprinzip gesagt hat: Er möchte zufrieden sein. Das fand ich schrecklich. Wie kann er sich nur mit so wenig begnügen, war mein Gedanke dazu. Das sehe ich heute anders.
Und deshalb breche ich hier mal eine Lanze für die langweilige Zufriedenheit: Für sie spricht, dass ich, wenn ich wirklich zufrieden bin, mich auf das einlassen kann, was ist. Wenn ich zufrieden bin, kann ich im Hier und Jetzt präsent sein, ohne in Gedanken an eine bessere Zukunft oder bessere Vergangenheit zu flüchten. Ich kann alles so nehmen, wie es kommt. Ich muss nichts verbessern. Mich selbst nicht, meine Leistung nicht und – sehr wichtig für ein gutes Miteinander - auch den/die andere(n) nicht. Manchmal vergessen wir ja, dass Letzteres eh nicht geht.
Zufrieden-sein – das ist ein wunderbarer Zustand. Als zufriedener Mensch liebe ich mich und mein Leben. Und dass heftige Glücksmomente mich überrollen, schließt meine Zufriedenheit ja gar nicht aus – nur passiert das dann, ohne dass ich Wochen, Monate, Jahre mit dem Warten darauf verbracht habe.
Was denkst Du darüber? Ich freu mich über Deine Kommentare in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne!