Wir leben in einer fiktiven Welt

Gedankenwolken verdecken was wirklich ist

09.04.2022

Gedanken-Nebel beherrscht uns nicht nur dann, wenn die Nachrichten – erst Pandemie, dann Krieg – so anhaltend fürchterlich sind, dass man sie nicht mehr hören möchte. Auch im ‚Normalzustand‘ verbringt der Menschen die Hälfte seiner wachen Zeit in einer Gedankenwelt, in einem imaginierten ‚Raum‘, und nimmt kaum wahr, was gerade wirklich ist.

Mindwandering
Die Neurologen nennen diesen Geisteszustand Default Node Network (DMN), er sei der Normalzustand unseres Geistes. Unser Mindwandering besteht aus Vorstellungen, Illusionen und Konzepten – zum Beispiel davon, wie wir uns unsere Welt und unsere Zukunft, den nächsten Tag, die nächste Stunde, idealerweise ausmalen.

In unseren Gedankengebäuden kreieren wir uns eine bessere Zukunft, ein größeres Glück.  Gleichzeitig zeigen die Forschungen, dass wir glücklicher sind, wenn wir weniger in inneren Selbstgesprächen vertieft sind.

Was ist Grundlage unserer Entscheidungen?
Doch nicht nur die größere Lebenszufriedenheit spricht dafür, sich stärker in der Realität zu verankern. Auch stellt sich die Frage, wir frei wir in unseren Lebensentscheidungen sind, wenn wir sie eher anhand unserer Vorstellungen von der Welt treffen, statt in Reaktion darauf, welche Möglichkeiten uns das Leben tatsächlich gerade bietet.

Gerd Scobel räumt in seinem Buch NichtDenken mit dem Irrtum auf, dass wir, wenn wir uns entspannt fühlen, stärker im Hier und Jetzt sind. Erwiesen sei, so der Philosoph und TV-Moderator, dass nicht einfach loslassen wichtig sei, um in der Gegenwart anzukommen, sondern Achtsamkeit.

Sehen, was ist
Ein möglicher Weg zur Achtsamkeit in allem, was wir tun, kann die Meditation sein. In der Meditation üben wir den natürlichen Blick auf das was ist. Es geht in der Mediation z.B. darum wahrzunehmen, wohin meine Gedanken driften, während ich versuche, meinen Atem wahrzunehmen. Ziel der Meditation ist es nicht, etwas künstlich zu erzeugen oder abzulehnen. Es geht darum, anzunehmen - oder noch stärker ausgedrückt - zu lieben, was ist. Die Kunst ist es dann, dieses Wahrnehmen in den Alltag mitzunehmen. „Am Ende ist das Geheimnis der Meditation also Nicht-Meditation: das einfache Bewusstsein des gegenwärtigen Augenblicks, so wie er ist, ohne Extras oder Hinzu-Gedachtes“, so Scobel.

NichtDenken - eine Voraussetzung für Veränderung
In diesem Sinne ist NichtDenken, die realistische Sicht der gegenwärtigen Situation, eine Voraussetzung für nachhaltige Veränderungen – im Großen, wie im Kleinen. Die zweite Voraussetzung ist die Anerkennung der Individualität jedes Lebewesens sowie der wechselseitigen Abhängigkeit voneinander.  

Wie geht es Dir im gegenwärtigen Augenblick? Kannst Du wahrnehmen, wie alles mit allem verwoben ist? Dass es nicht Schwarz und Weiß gibt, nicht die nur gute und die nur schlechte Seite? Was macht es Dir schwer, was leicht, Deine Gedankengebäude als solche zu erkennen? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar! Eure Susanne