17.04.2021
Home-Office und kaum noch Reisen – mein Leben ist derzeit gefühlt noch durchgeplanter, als vor der Pandemie. Da gibt es fast keine Überraschungen mehr. Wahrscheinlich, weil vieles in meiner eigenen Hand ist und es nur sehr wenige Menschen sind, die meinen minutiös durchgetakteten Kalender durcheinanderbringen könnten. Keine Bahn, die nicht fährt oder mitten auf der Strecke anhält. Kein Stau, der mich davon abhält, pünktlich zum Seminar zu erscheinen. Kein Seminarhaus, das statt des angekündigten hellen großen Raumes für unsere Gruppe plötzlich doch nur ein Souterrain-Quartier zur Verfügung stellen kann.
Aber eben auch keine überraschend unterhaltsame Begegnung auf dem langen Weg nach Nordrhein-Westfalen. Keine ungeahnt schöne und lebendige Hotelbar, die zum Verweilen einlädt. Und auch kein Kollege, den ich zufällig nach Jahren auf dem Hamburger Flughafen wiedersehe.
Wie werde ich mit den alltäglichen Überraschungen umgehen, wenn wir die eigenen vier Wände endlich wieder für mehr als Notwendige verlassen dürfen? Vielleicht kann ich bis dahin mit dem Unerwarteten gar nicht mehr umgehen? So wie die Tulpe, die diese Woche bestimmt sehr überrascht war von dem Schnee, der sich auf sie legte. Irgendwie hat sie es ziemlich gut geschafft, ihre Form zu behalten und ist nicht darunter zusammengebrochen.
Unsere Flexiblität ist wie ein Muskel
Wenn wir überrascht werden, funktioniert unser Autopilot nicht mehr. Eine automatische, antrainierte Reaktion kann es bei einer neuen Situation nicht geben – nur eine neue und spontane Reaktion. Grundsätzlich sind Überraschungen keine Anstrengung für uns, aber wenn wir so entwöhnt werden? Flexibilität will trainiert werden, sonst erlahmt sie, wie ein Muskel, den wir zu wenig nutzen.
Vielleicht ist es tatsächlich dieser Mangel an Überraschungen, der mich diese Pandemie-Zeit ziemlich statisch erleben lässt. Es bewegt sich wenig, es kommt kaum zu unerwarteten Wendungen. Nichts, woraus sich dann ungeahnte neue Möglichkeiten ergeben könnten. Das Salz in der Suppe fehlt. Auch wenn das natürlich nicht immer nur willkommen gewesen ist.
Wie gehst Du mit dieser Situation um? Wie erhältst Du Dir die Offenheit und den Blick für die schönen Überraschungen und auch die Flexibilität im Umgang mit den Schwierigkeiten, mit denen Du nicht gerechnet hast. Wir freuen uns über Deine Kommentare und Gedanken! Unsere Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne