03.05.2020
Es liegt in unserer Natur ständig alles, was uns umgibt zu bewerten. In gut für mich, schlecht für mich, hilfreich, hinderlich, angenehm, unangenehm, fremd, vertraut…. Schnelle Bewertungen waren einst unsere Überlebensgarantie. Heute ist das meist gar nicht erforderlich, aber der Automatismus unserer Urteile dauert an. Wir können nicht einfach nur wahrnehmen, was ist. Alles wird eingeordnet.
Unsere Urteile über andere können wie eine Mauer sein, die wir zwischen uns und anderen hochziehen. Dafür müssen wir sie noch nicht mal aussprechen. Unser Gegenüber nimmt unsere innere Haltung auch ohne Worte wahr.
... sind Bewertungen über uns selbst
Hilfreich kann es sein, wenn wir unsere Urteile als solche reflektieren. Unsere Bewertungen über andere sagen oft mehr über uns selbst aus, als über den/die andere. Ursache kann eine Interpretation in unserem Hinterkopf sein, warum jemand etwas tut und diese löst (negative) Gefühle in uns aus.
Ein Beispiel: Ich wohne in einer Wohngemeinschaft. Für meinen Mitbewohner sind andere Dinge wichtig, als für mich. Obwohl ich das weiß, komme ich oft in die Wohnung und mich ärgere, dass ich schon wieder erstmal Klarschiff machen muss. Ich ärgere mich darüber, dass er doch auch sehen könnte, wie viele Brotkrümel auf dem Boden liegen, obwohl ich weiß, dass er auf diese Krümel einfach weniger fokussiert ist, als ich. Meine Bewertung: Er ist unordentlich. Um auf ich bin pingelig zu kommen, brauche ich meist ziemlich lange. Wenigsten habe ich mich davon befreit denken zu müssen: er ist faul und lässt mich den Dreck wegmachen. Solche Interpretationen bergen jede Menge Streitpotential….. Eure Susanne