06.11.2021
Offenheit trainiert habe ich als Journalistin in den 90ziger Jahren. Damals habe ich für eine Daily Talk-Show gearbeitet. Zur Vorbereitung der Moderatorin haben wir die Gäste gecastet, sie dazu persönlich getroffen und lange Interviews mit Ihnen geführt. Ich habe in dieser Zeit gelernt, meine Fragen einerseits vorurteilsfrei, andererseits sehr direkt zu stellen. Jeder Mensch hat seine/ihre guten Gründe für ein bestimmtes Verhalten und bestimmte Entscheidungen. Konfrontierende Fragen können helfen, diese zu entdecken und zu überdenken.
Schweigen oder Fragen?
Fragen sind eines der wichtigsten Instrumente im Coaching. Aber ich meine auch im ganz normalen privaten Gespräch sollten auch konfrontierende Fragen erlaubt sein. Mir fällt aber auf, dass die meisten Menschen lieber schweigen und sich ihren Teil denken, als einander so nahe zu kommen. Damit berauben wir uns einer wichtigen Chance zur Selbstreflexion. Eine gute, ehrlich offene Frage ist dagegen eine Einladung, den Vorhang zu lichten.
Was hilft das Unter-den-Teppich-kehren?
Oft wollen wir mit dem Vermeiden den gegenwärtigen Zustand nicht gefährden. Wir halten daran fest, dass alles so bleibt, wie es ist. Eine konfrontierende Frage könnte das gefährden. Sie kann alles in Bewegung bringen, nicht kontrollierbar. Eventuell entsteht auch mal ein Streit. Aber wäre das wirklich so schlimm? Müsste eine echte freundschaft nicht auch mal einen Streit aushalten?
Konfrontieren meint keineswegs, "Schlecht" mit meinem Gegenüber umzugehen. Und wir stellen damit auch nicht nur den anderen infrage. Indem wir die Dinge hinterfragen, könnte auch die eigene Sichtweise wackeln. Insgesamt kommen wir mit einer Konfrontation der Wahrheit ebenso wie dem/der anderen in vielen Fällen ein ganzes Stück näher, als wenn wir schweigen.
Aber wie geht das: Konfrontieren und dabei wertschätzend und respektvoll auftreten? Konfrontieren, ohne zu kränken? Wir freuen uns über Deine Kommentare auf www.instagram.com/wie.dich.selbst/. Oder unter www.facebook.com/wie.dich.selbst. Eure Susanne