28.05.2021
Ich erinnere mich an die Zeit, als mein Sohn noch klein war. Ich war in meinen eigenen Augen damals nie perfekt angezogen. Immer stimmte etwas nicht. Ich hatte einfach keine Zeit, die Klamotten und Accessoires perfekt zusammenzustellen, mich zu schminken… Manchmal war ich sogar mit einem kleinen Fleck auf Hose oder Bluse unterwegs.
Und wenn ich dann in die Redaktion einer Frauenzeitschrift ging, um einen Artikel, den ich als freiberufliche Journalistin schrieb, abzustimmen, musste ich feststellen: Die anderen sind viel toller hergestylt als ich. Wie machen die das bloß? Das will ich auch schaffen!
Viele Jahre später hatte ich es dann geschafft. Ich stand in irgendeiner Bar und der Mann neben mir meinte: Du arbeitest doch sicher für eine dieser Frauenzeitschriften, oder? Das ging runter wie Butter. Und andererseits war es damals schon gar nicht mehr mein Ziel so auszusehen.
Meine Erinnerung zeigt mir: Ich kann andere bewundern. Natürlich war ich auch ein bisschen neidisch, aber letztendlich habe ich den Kolleginnen ihr Aussehen gegönnt. Es war mir Ansporn, mich selbst damit etwas mehr zu beschäftigen und in punkto Styling besser zu werden (über die Kriterien von ‚besser‘ brauchen wir hier nicht zu diskutieren. Die sind heute auch in meinen Augen ganz andere!)
Schwer wird es für mich nur, wenn ich das, was andere auszeichnet, als ungerecht empfinde, weil es mit 'normalen' Möglichkeiten nicht erreichbar ist. Kennst Du das?
Alles hat eine Kehrseite
Ansonsten finde ich es spannend, an den Objekten meiner Bewunderung zu entdecken, welche Eigenschaften oder Talente ich selbst gerne hätte. So gilt meine Bewunderung heute vor allem Menschen, die nichts tun ‚müssen‘ und sehr entspannt mit dem gehen können, was gerade leicht möglich ist. Mein Partner ist so ein Mensch. Und natürlich erkenne ich bei ihm auch die Kehrseite dieser Eigenschaft: Er hängt sich für viele Dinge einfach nicht rein. Und so eine Kehrseite haben vermutlich fast alle Dinge, die wir an anderen bewundern könnten.
Eigentlich ist es aber doch wunderbar, für die eigene Entwicklung reale Vorbilder zu kennen. Die niederländische Schriftstellerin Connie Palmen schreibt in ihrem Buch IM: Wenn Du jemanden bewunderst, umgehst Du eine wesentlich unschönere Empfindung wie Neid. Wie freuen uns über Deine Kommentare auf unserem Instagram-Account: wie.dich.selbst.
