07.06.2020
Können wir selbstverantwortlich entscheiden, mit wie vielen Menschen wir, z.B. draußen in einem Biergarten, zusammenkommen oder muss alles staatlich reglementiert werden? Angesichts von Covid-19 hat der Staat die Kontrolle in einem Ausmaß übernommen, das vermuten läßt, dass wir zur Selbstverantwortung in Bezug auf unsere Gesundheit nicht fähig sind. Bei vielen Themen ist das völlig anders. Alkohol, Zigaretten, zu viel Zucker … das können wir alles konsumieren, bis wir in der Intensiv-Medizin landen, ohne dass an unserer Selbstverantwortung gezweifelt wird. Die Ansteckungsgefahr setzt unsere Selbstverantwortung außer Kraft. Dabei möchte ich nicht wissen, wie viele Kinder eher zu Alkohol und Zigaretten greifen, wenn es zu Hause als völlig normal gegolten hat.
Auch im größeren Kontext kann ich mir die Frage stellen: Fühle ich mich selbst verantwortlich? Nicht nur für meine Gesundheit, sondern auch für mein Lebensglück, meine Zufriedenheit, meinen Lebensweg? Vielleicht sogar für die Entwicklung unserer Gesellschaft?
Manchmal ist es ja leichter, sich als Opfer, also ohnmächtig, zu fühlen und anderen die Verantwortung zuzuschieben. In einer solchen Stimmung trage ich eher wenig zur Veränderung bei. Ein Zeichen gesunder Selbstliebe ist es, das, was mir nicht gefällt oder das, was ich mir wünsche, selbst in die Hand zu nehmen – weil ich es mir wert bin! Und weil ich daran glaube, dass es auf mich ankommt! Mich selbst zu lieben heißt, davon überzeugt zu sein, dass mein Verhalten eine Wirkung hat.
Spannende Erfahrungen
Ich sitze im Moment z.B. drei Tage pro Woche im Supermarkt an der Kasse, weil mein Business unter diesen Corona-Bedingungen kaum läuft. Meiner Meinung nach sollte der Staat doch nur das ausgleichen, was ich mit meiner eigenen Hände Arbeit nicht leisten kann. Das sind spannende Erfahrungen. Wie schauen die Kunden mich an der Kasse an? Wie habe ich vorher die Kassiererin, die mich bediente angeschaut? Wie bewusst habe ich die Preise der Lebensmittel vorher wahrgenommen, im Unterschied zu jetzt? Wie fühlt es sich an, stundenlang in einem Rhythmus zu arbeiten, die ich mir selbst nicht aussuchen kann? Und auf der anderen Seite: Welche Wirkung hat es auf meine Weiterbildungs-Kunden, wenn sie von meinem Nebenjob erfahren?
Und natürlich frage ich mich jeder zweiten Tag: Was erreiche ich damit? War das die richtige Strategie? Vergeude ich gerade meine Lebenszeit? Aber auch: Was ist die Alternative? Ein anderer Nebenjob? Zu Hause bleiben, vom Ersparten leben, die Wohnung wieder neu ordnen und abwarten, was passiert?
Wie findest Du Deine Balance zwischen Selbstverantwortung und Abwarten, was sich entwickelt? Ich freue mich über Eure Kommentare in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne