12.09.2020
Ich hatte als Filmproduzentin vor über 10 Jahren einen Kollegen, die über mich lästerte: Susanne ist immer sehr schnell, aber weiß sie auch immer wohin sie rast? Damit hat er nicht unrecht gehabt. Die Verantwortung, mit einer Filmproduktions-GmbH genug Aufträge an Land zu ziehen, um alle Arbeitsplätze zu erhalten, hat mir ordentlich Druck gemacht.
Inzwischen bin ich als selbstständiger Business-Coach nur für meinen eigenen Lebensunterhalt verantwortlich. Der Druck ist geringer geworden. Die Arbeitsverdichtung hat dennoch zugenommen. Es hat eine Pausenlosigkeit Einzug in mein Leben erhalten, die eigentlich nicht gesund sein kann.
Damals als Filmproduzentin habe ich es mir geleistet, auch mal 3 Wochen am Stück in den Urlaub zu fahren, ohne mein Laptop mitzunehmen oder am Handy die Mails zu checken. Heute erlebe ich mich bei dem Gedanken, selbst auf der Toilette noch schnelle eine SMS zu lesen.
Natürlich weiß mein Verstand, dass Pausenlosigkeit und dauerhaft überhöhte Geschwindigkeit eigentlich niemandem wirklich nutzten. Wenn keine Zeit zur Reflexion bleibt, rauschen Erfahrungen an uns vorbei, als hätten wir sie gar nicht gemacht. Das hat zum Beispiel die Konsequenz, dass wir manche Fehler immer wieder machen werden, weil die entsprechende Erfahrung eben nicht reflektiert haben. Dadurch kommen wir trotz – oder besser aufgrund - überhöhter Geschwindigkeit letztendlich langsamer zum Ziel.
Aber dennoch ist es gar nicht so leicht das Tempo rauszunehmen.
Ein Trick ist
....sich vorzustellen, was ich gewinne und nicht daran zu denken, was ich aufgeben muss. Also, was gewinne ich durch das Wieder-Entdecken der Langsamkeit?
Von der Schnecke lernen
Wenn ich die Schnecke betrachte, gewinne ich z.B. Achtsamkeit für die kleinen Dinge, mit denen ich in Berührung bin. Diese kleinen Dinge können mir ja Impulse und Erkenntnisse geben, die für mein Leben wichtig sind.
Elisabeth Tova Bailey hat in dem Buch „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ beschrieben, was sie von den Schnecken lernen konnte. Sie freundete sich während einer Erkrankung, die sie ans Bett fesselte, mit einer Schnecke an. Eins ihrer Beobachtungs-Erkenntnisse lautet: „Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind, sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht.“ In meinen Worten heißt das: Ich widme mich dem Jetzt, dem was jetzt gerade ist – ohne ständig im Hirn zu haben, was jetzt eigentlich schon längst sein sollte. Ich freue mich auf Eure Kommentare und Eure Wege zur Langsamkeit in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne