Pausenlos?

Weniger zu schlafen (siehe Blog von letzter Woche) und Kaffee zu trinken, das gehört für sehr viele Menschen zusammen. Ich habe etliche Freund*innen, für die es unvorstellbar ist, den Tag ohne einen Kaffee zu beginnen. Der Amerikaner Michael Pollan hat eine ganzes Buch

16.05.2020

Weniger zu schlafen (siehe Blog von letzter Woche) und Kaffee zu trinken, das gehört für sehr viele Menschen zusammen. Ich habe etliche Freund*innen, für die es unvorstellbar ist, den Tag ohne einen Kaffee zu beginnen. Der Amerikaner Michael Pollan hat eine ganzes Buch darüber geschrieben, wie Koffein auf uns wirkt: Koffein halte uns wachsam und konzentriert. Es sei eine bewusstseinsverändernde Droge, die die Produktivität der abhängig Beschäftigen im Kapitalismus am Laufen halte. Bis zur industriellen Revolution sei bei der Arbeit nur Alkohol konsumiert worden, erst danach Kaffee oder Tee, der übrigens halb so viel Koffein enthalte wie Kaffee. So habe Koffein zum Übergang von körperlicher zu geistiger Arbeit beigetragen und deren Effizienz gesteigert.

Wem hilft's?
Die andere Frage ist, wie sich dieses Künstlich-fit-halten auf uns selbst und unser Miteinander-Umgehen auswirkt. Meine These dazu: Der Mensch braucht Ruhephasen, heute, wie vor 100 Jahren. In diesen Ruhephasen – dazu zählt nicht nur der Schlaf – verarbeiten wir, was sich in unserem Leben ereignet. Es kann zum Beispiel helfen, die Dinge gelassener zu sehen und bessere Entscheidungen zu treffen. Das macht nicht nur unser Leben leichter, sondern auch das der Menschen, die uns umgeben.

Verrückte Verdichtung
Derzeit wird alles immer schneller, die Ruhephasen tagsüber gibt es fast nicht mehr. Unser Arbeitspensum hat sich extrem verdichtet. Es gibt viele Menschen, die meinen, sie müssten auf jede Email innerhalb weniger Stunden reagieren. Das sehe ich nicht so. Hilfreich ist für mich, dass ich meine Mails auf dem Handy gar nicht lese. Trotzdem schaffe ich es nur mit übergroßer Selbstkontrolle, an Bürotagen nicht pausenlos durchzuarbeiten. Es sind in meiner subjektiven Wahrnehmung kleine ‚Feiertage‘, wenn ich mir zwischendurch nicht nur ein warmes Essen, sondern auch einen kleinen Spaziergang gönne. Total ver-rückt. Mich hält dann grüner und/oder schwarzer Tee am Ball. Obwohl mir verstandesmäßig klar ist, dass das nicht die effektivste Art ist, zu guten Ergebnissen zu kommen ist.