Mikro-Aggressionen

Mikro-Aggressionen umgeben uns überall. Aufgefallen ist mir das zuletzt im Coaching einer Rollstuhlfahrerin, die sich darüber freute, dass ich sie im Coaching mit meinen Interventionen nicht schonender anfasse, als einen gesunden Menschen. Ich war ganz perplex, dass das schon etwas

14.11.2020

Mikro-Aggressionen umgeben uns überall. Aufgefallen ist mir das zuletzt im Coaching einer Rollstuhlfahrerin, die sich darüber freute, dass ich sie im Coaching mit meinen Interventionen nicht schonender anfasse, als einen gesunden Menschen. Ich war ganz perplex, dass das schon etwas Besonderes sein soll.

... sind oft Gedankenlosigkeiten
Mikro-Aggressionen kommen oft wie kleine Randbemerkungen daher, nicht selten sind sie humorvoll gemeint, meist gar nicht böse, sondern eher gedankenlos. So wie die Menschen, die die Rollstuhlfahrerin schonen, dies in der Meinung tun, möglichst hilfsbereit sein zu wollen. Doch das macht es nicht leichter, damit umzugehen.

Auch das Lob an eine Frau, dass sie sich in einem Männerumfeld so gut behaupten kann, ist oft nett gemeint. Und frau gilt dann schnell als zickig, wenn sie es einfach nicht humorvoll nehmen will, sondern richtig stellt, wie sie ihre Wirklichkeit sieht.

Der Begriff Mikro-Aggression stammt aus der Sozialpsychologie und meint verbale Angriffe, die Menschen unterbewusst an Einzelne oder auch an ganze Kulturgruppen, oft an Minderheiten, richten. Auch wenn wir alle immer bewusster versuchen, anderen Menschen mit Respekt zu begegnen, ist wohl kaum jemand wirklich frei davon, andere unbewusst zu entwerten. Eine Form von Mikro-Aggressionen sind Mikro-Entwertungen. Von ihnen sprechen wir, wenn ich mit meiner Art zu kommunizieren die Gedanken und Gefühle des/der anderen ignoriere und zum Beispiel die spezifischen Erfahrungen des/der anderen nicht ernst nehme oder ausschließe.

Wie's ankommt entscheidet
Ob es sich um eine Mikro-Aggression handelt, entscheidet die oder die Betroffene, also die Empfänger*in der Botschaft, nicht die Sender*in. Wenn sich eine Person dafür rechtfertigen muss, dass sie ist, wie sie ist, liegt eine Mikro-Aggression vor.

Nicht jede(r), der/die sich ausgegrenzt oder gebrandmarkt fühlt, kann das ansprechen, manche ziehen sich tendenziell zurück und sagen nichts. Es kostet Kraft, sich gegen Mikro-Aggressionen zu wehren. Gleichzeitig ist es leichter, sich selbst zu korrigieren und weiter zu entwickeln, wenn wir Feedback erhalten.

Diversität ist die beste Lösung
Der sicherste Weg Mikro-Aggressionen abzubauen ist wahrscheinlich, mehr Diversität zuzulassen – flächendeckend, überall. Aber auch, wenn die Welt schon diverser geworden ist, diese Entwicklung wird noch eine ganze Weile dauern.

Wie können wir in der Zwischenzeit gute Wege finden, uns wohlwollend miteinander weiterzuentwickeln? In welches Fettnäpfchen (oder ist das eine Verniedlichung und damit auch wieder eine Entwertung?) musst du inzwischen nicht mehr tappen? Und wie hast du das gelernt? Ich freu mich über Deine Kommentare in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne