25.09.2021
Ja, ich habe mich gefreut. Obwohl ich mir diese Zahl mit meinem aktuellen Befinden gar nicht wirklich zusammen denken kann. 60, damit bin ich schon eine Ältere – gleichzeitig fühle ich mich nicht, wie ich vermute, dass meine Mutter sich mit 60 gefühlt haben könnte. Gehört es dazu, dass Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung ab einem gewissen Alter auseinanderklaffen?
Leben mit weniger Druck
Ich nehme dennoch wahr, wie viele Dinge es schon gibt, die jüngere Menschen in meinem Umfeld besser wissen, schneller erfassen (z.B. alltägliche IT-Fragen). Andererseits genieße ich es, vielen Dingen nicht mehr so hinterher zu jagen. Ich muss nicht für jeden Kunden und in jeder Situation die richtige Trainerin oder der richtige Coach sein. Das entspannt sehen zu können, ist ein großes Plus meines Älter-Werden. Z.B. in diesem Sinne kann ich sagen: Jedes Jahr zählt. Jedes Jahr macht mich zufriedener, weil der Druck alles zu können, eben nachlässt.
Eine Diskriminierung der industrialisierten Welt
44 Prozent der Europäer*innen sehen in Altersdiskriminierung als schwerwiegendes Problem, so eine Studie der Universität Kent. Dass über 40 Prozent der deutschen Unternehmen niemanden älter als 50 Jahre beschäftigen, ist eine Blamage. In vielen sogenannten Entwicklungsländern genießen ältere Menschen dagegen die höchste Wertschätzung.
Wir strafen uns selbst
Ältere Menschen einfach auszublenden, ist dumm – in mehrfacher Hinsicht. Einerseits bekommen wir diese Perspektive auf das Leben, auf unser Leben!, nirgendwo sonst. hilft uns, selbst zu wachsen und unser ‚Das-muss-so-sein‘ zu relativieren. Andererseits: Wenn wir Silver Ager sozial nicht mehr herausfordern, weil wir nicht im Austausch mit ihnen bleiben, werden sie viel früher in ihrem Leben unsere Unterstützung benötigen.
Auch die Reflexion in Bezug auf die Selbstliebe ist spannend. Meine These: Wenn ich Menschen wegen ihres Alters ausblende, lehne ich auch einen Teil von mir selbst ab. Denn älter zu werden, das ist ja schließlich die Zukunft aller. Wir freuen uns über Deine Kommentare auf www.instagram.com/wie.dich.selbst/. Oder unter www.facebook.com/wie.dich.selbst. Eure Susanne
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