Hin- und Hergerissen

Entscheiden in einer komplexen Welt.

12.03.2023

Entscheidungen fallen mir leicht. Ich entscheide meist schnell und habe wenig Sorgen, welches Risiko ich damit eingehe. Natürlich falle ich damit ab und an auch auf die Nase. Das hat mich aber noch nicht dazu gebracht, länger über etwas zu brüten. Wenn ich merke, dass noch keine klare Entscheidung in mir aufkommen mag, warte ich ab, bis diese sich zeigt. Das hat in der Regel weniger mit Grübeln zu tun, sondern ich sage mir, dass die Zeit für eine Entscheidung einfach noch nicht reif ist. Ich bin sicher, dass der zeitpunkt kommen wird. Sonst wäre ich ungeduldig. Ich habe irgendwie gelernt - im Laufe meiner 61 Jahre. Ungeduld ist eigentlich eine meiner großen Schwächen.  

Ambivalentes Verhalten
Nachdem ich - inzwischen - so locker mit den eigenen Entscheidungen umgehe, bin ich manchmal ratlos, wie ich mit Menschen umgehen soll, die ambivalente Gefühle plagen. So wie dieses ambivalente Wetter, das sich nicht entscheiden kann zwischen Frühling oder Herbst-Sturm, machen mich auch Menschen, die sich ambivalent verhalten, kirre. Dass Bewusstsein, dass sie meist gar keine andere Möglichkeit sehen, ändert das leider nicht.

Nimmt das zu?
Zudem habe ich das Gefühl: Ambivalenz ist eine Haltung, die in unserer komplexen Welt mehr und mehr zunimmt. Komplexität zwingt uns, Entscheidungen zu treffen, ohne alle Komponenten der Situation durchschauen zu können. Die Sorge, eine falsche Entscheidung zu treffen, ist also nicht unbegründet. Gleichzeitig lassen die immer schnell-lebigeren Veränderungen und kürzeren Halbwertszeiten von Richtungswechseln es im Job-Kontext gar nicht zu, lange mit einer Entscheidung zu warten. Ambivalenz ist die Folge. Leider auch im Privatleben. Das ist schwierig für beide Seiten – für einen Menschen, der sich so zerrissen fühlt, genauso, wie für sein Gegenüber, das mit dieser Zerrissenheit umgehen muss.

Was hilft, ist gesunde Selbstliebe und ein starkes Bewusstsein von den eigenen Werten. Und: Überraschungen willkommen heißen - wie den Regenbogen, der ja auch ein Resultat von Sonne und Regen ist. Hast Du auch einen Tipp im Umgang mit Ambivalenz? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar! Eure Susanne