18.07.2021
Lieber schweigen. Es könnte ja sein, dass dem/der anderen dieser Gedanke unangenehm, peinlich, anstrengend, als Kritik oder schlicht überflüssig erscheint. Dieses Risiko möchten wir nicht immer eingehen.
Ich kenne das von mir auch. Zugleich finde ich es schade. Wenn ich jemandem meine wahren Gedanken vorenthalte, erfährt dieser Menschen ja viel weniger von mir, als theoretisch möglich wäre. Er/sie lernt mich nicht wirklich kennen oder jedenfalls sehr viel langsamer, weil sich ja das meiste in mir abspielt und nicht in der Kommunikation. Und auch ich würde mein Gegenüber schneller kennenlernen, wenn er/sie sich an meinen Positionen reiben könnte.
Ecken und Kanten - ein Gewinn!
Der Gewinn von Kommunikation liegt doch ganz oft darin, dass ich in der Auseinandersetzung meine eigenen Positionen überdenken und auch schärfen kann. Aber das fällt quasi flach, wenn ich oder mein Gegenüber gar keine eigenen Standpunkte vertritt, sondern wir uns lieber anpassen oder zurückhalten. Dann reden wir ja nur noch mit uns selbst. Wie langweilig!
Und mehr noch: Eigentlich sind solche Bedingungen auch nicht förderlich für irgendeine Art von persönlicher Weiterentwicklung. Für diese brauchen wir im- oder explizite Rückmeldungen von den Menschen, die uns umgeben. Wenn ich aber nur Zustimmung bekomme, regt das natürlich nicht zur Selbstreflexion oder zum Hinterfragen meiner Verhaltensweise und Einstellungen an, sondern dazu, alles so zu belassen, wie es gerade ist.
Was willst Du wirklich?
Andererseits macht es das Miteinander auch komplizierter, wenn unser Harmonie- Bedürfnis alles andere überlagert. Wie kann ich sicher sein, was er oder sie wirklich will? Das Bedürfnis, dass alles immer reibungslos verläuft, kann dazu verführen, zu allem ‚Ja‘ zu sagen, nur damit der/die andere sich wirklich wohl fühlt. Was gewinnen wir mit dieser Haltung? Ist dieses ‚Ja‘ eine echte Entscheidung, wenn die Alternative – das ‚Nein‘ – durch ein Harmonie-Bedürfnis ausgeschlossen ist?
Zu einem echten Ja gehört ein echtes Nein
Obwohl ich mich ab und an dabei ertappe: Für mich hat das immer einen schalen Beigeschmack. Eigentlich merke ich dann oft, dass die Freundschaft sich ihrem Ende nähert. Ich freue mich mehr über ein echtes ‚Ja‘, das dann eben den Preis hat, dass ich auf mach einen Vorschlag oder eine Meinung auch mal ein ‚Nein‘ kassiere.
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