20.02.2022
Ich habe gerade das Buch ‚Aussöhnung mit dem inneren Kind‘ von Erika J. Chopich und Margaret Paul in meinem Regal wiederentdeckt und endlich angefangen es zu lesen. Das Buch ist 30 Jahre alt und nichts darin ist veraltert. Es dreht sich um die Frage, wie der Kontakt zu unserem inneren Kind uns zufriedener und glücklicher, aber auch respektvoller und wahrhaftiger im Umgang mit uns selbst und anderen machen kann.
Falsche Überzeugungen
Viele Glaubenssätze, mit denen die meisten von uns aufgewachsen sind, werden von den beiden Autorinnen korrigiert. Zum Beispiel: Meine eigenen Entscheidungen und Reaktionen auf irgendeine Situation bewirken mein Glück oder Unglück, nicht andere Leute, Aktivitäten oder Suchstoffe. Und: Auch die Gefühle anderer entstehen infolge ihrer eigenen Entscheidungen, ihres Verhaltens und ihrer Überzeugungen. Ich bin für mein Glück verantwortlich, aber nicht für das anderer.
Zuständig für das Glück anderer?
Leider fühlen wir uns viel zu oft für das Glück und Unglück anderer verantwortlich und es gibt nicht wenige Menschen, die auch ganz direkt z.B. ihren Partner/ihre Partnerin für ihr Glück zuständig machen. Ist es nicht ziemlich ich-bezogen zu meinen, ein anderer Mensch müsse sich um mein Glück kümmern? Doch gemeinhin wird eher der Mensch negativ beurteilt, der/die sein Glück selbst in die Hand nimmt: Wer seine eigenen Bedürfnisse ernst nimmt und sich für das eigene Glück einsetzt, sei egoistisch, ist ein mir vertrauter Gedanke. Eine seltsame Verdrehung…
Wir drehen uns im Kreis
In diesem Umfeld ist es gar nicht leicht, die eigenen Bedürfnisse wirklich wahrzunehmen und ihnen Priorität einzuräumen, statt zuerst zu schauen, ob auch der/die andere dann zufrieden sein wird. Aber so drehen wir uns im Kreis, fühlen uns abhängig und reden aneinander vorbei. Wenn wir das lange genug praktizieren, wissen wir auch irgendwann gar nicht mehr, was denn die eigenen Bedürfnisse sind.
Das ist die Frage, bei der das innere Kind ins Spiel kommt. Das weiß ziemlich genau, was ich brauche.
Auch als Erwachsene können wir wieder beginnen, unserem inneren Kind zuzuhören, das intuitiv, kreativ, phantasievoll und staunend auf die Welt reagiert. Als Kinder wussten wir alle, was uns Spaß macht. Und nicht nur Tiere, auch wir Menschen haben von Natur aus keine Hemmungen, uns für unser Glück einzusetzen.
Sofort höre ich sofort eine Stimme in mir:
Kann das nicht zu viel sein, muss man nicht Rücksicht auf 'die anderen' nehmen. Ja, auch Grenzen sind notwendig. Aber wenn ich liebevoll mit mir selbst (und meinem inneren Kind) umgehen kann, dann sind diese Grenzen nicht mit Anklagen oder Beschuldigungen verbunden. Und wenn wir auch Schmerz und Leid unseres inneren Kindes Aufmerksamkeit schenken, so Chopich/Paul, bestehe keine Gefahr, dass wir das Bedürfnis glücklich zu sein auf Kosten anderer ausleben.
Meine Vermutung ist jedoch: Wir machen als Erwachsene schon Kilometer vor der Grenze vorsichtshalber stopp. Und warten, ob der/die andere uns die Erlaubnis gibt. Wie erleichternd wäre es, sich selbst etwas mehr Glück zu erlauben?! Was meinst Du? Wir freuen uns über Eure Kommentare! Eure Susanne