19.07.2020
Jeder Mensch ist unvergleichlich. Doch sich mit anderen zu Vergleichen ist ein psychologischer Prozess. Für Kinder ist er wichtig für ihre Entwicklung: Sie lernen, indem sie ihre Umwelt beobachten und nachahmen. Aber das sitzt dann so tief drin und hört auch im Erwachsenen-Alter nicht auf. Mit meinen 59 Jahren ertappe ich mich bis heute ständig beim innerlichen Vergleichen: Die ist viel schlanker als ich, die hat viel mehr Aufträge, dem fällt alles in den Schoß und ich muss mich immer so anstrengen….. Ihr kennt das wahrscheinlich nicht, oder? Auch sogenannte Abwärtsvergleiche sind mir nicht fremd. Da genieße ich es dann vielleicht, dass ich körperlich doch etwas fitter bin, als eine Freundin.
Wer ist die Schönere im Land?
Diese innere Konkurrenz macht natürlich niemanden froh. Ich selbst fühle mich schlecht, wenn ich mich in dieser Denkgewohnheit ertappe. Aber auch dem/der anderen geht’s nicht gut, denn mein Gegenüber spürt ja, wie der Neid oder die Konkurrenz eine Mauer zwischen uns entstehen lassen.
Auf der Suche nach Maßstäben
Doch einfach unterdrücken, so funktioniert unsere Psyche ja nicht. Was wir unterdrücken möchten oder unter den Teppich kehren, kommt an anderer Stelle umso machtvoller wieder hoch. Ich bin auch nicht sicher, ob wir uns ganz ohne Vergleiche entwickeln können. Mich zu vergleichen, damit suche ich ja auch die Maßstäbe, an denen ich mich orientieren möchte. Andererseits gehöre ich einer Schule an (https:/www.diamondapproach.org/deutschland), in der wir davon ausgehen, dass es für das innere Reifen genügt, die Gegenwart präsent und liebend wahrzunehmen.
3 Tipps:
Für die ‚Zwischenzeit‘ habe ich drei Tipps für den Umgang mit dem Vergleichen gefunden, die mir hilfreich erscheinen:
1. Nicht nur die eine tolle Eigenschaft oder Leistung des anderen zu sehen, sondern das Gesamtpaket, das vielleicht dann doch nicht den eigenen Lebensvorstellungen entspricht (ich werde z.B. sicher nicht auf den Kuchen verzichten, den ich so liebe, um noch etwas schlanker zu werden).
2. Wenn es etwas gibt, was ich für wirklich erstrebenswert halte, zu visualisieren, dass ich mich schon in dem Ideal-Zustand befinde und mir ein Bild davon zu machen, wie es mir ‚jetzt‘ geht. Dies ist der erste wichtige Schritt, um eine Veränderung auf den Weg bringen zu können.
3. Die sogenannten Abwärtsvergleiche vorzugsweise anhand der eigenen Vergangenheit vorzunehmen. Also, wenn ich einen Vergleich brauche, um mein Wohlbefinden zu päppeln, mir klar zu machen, nicht bei anderen zu suchen, sondern in meiner eigenen Vergangenheit Situationen zu finden, wo es schlechter war und mir anhand dessen bewusst zu machen, was ich seitdem schon Gutes erreicht habe. Wichtig ist, hier immer auf einen ganz bestimmten Aspekt zu fokussieren und nicht auf das gesamte Leben.
Und wenn ich mich doch bei einem unguten, vergleichenden Konkurrenz-Blick auf jemand anderen erwische? Dann möchte ich gnädiger mit mir selbst werden, es mir selbst verzeihen und versuchen ein zweites Mal anders hinzuschauen. Mit dieser Haltung kann ich dann auch gnädiger zu anderen sein. Ich freue mich über Eure Tipps und Kommentare in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne