12.06.2021
„Freiheit ist nichts, was man besitzt, sondern etwas was man tut“, sagt Carolin Emcke, Philosophin und Publizistin. Nutze ich meine Freiheit? Wie frei bin ich in der Art und Weise, wie ich lebe?
Gefallen müssen
Ich werde in diesem Monat 60 Jahre alt und habe das Gefühl: Meine Freiheit ist eher größer als kleiner geworden. Ich muss nicht mehr so gefallen, wie das früher der Fall war. Heute denke ich mir: Wenn mein Partner grundlegend unzufrieden mit mir ist, muss er sich eben eine andere suchen. Über alles andere kann man reden, auch Kompromisse finden – aber nicht mehr um jeden Preis. Und dieses Gefühl, dass ich nicht mehr um jeden Preis das Wohlwollen von jemandem erreichen möchte, das ist für mich Freiheit.
Beruflich fühle ich mich auch nicht abhängig. Ich übernehme keine Aufträge, zu deren Zielen ich nicht stehen kann. Und ich mache die Dinge auf meine Weise. Aber die Tatsache, dass meine Rente nicht besonders groß ausfallen wird, macht mich etwas unfreier. Das ist so, seitdem mir klar ist, dass mein Sohn sich für mein finanzielles Auskommen verantwortlich fühlen wird. Aber darf das der Grund sein, dass ich mehr arbeite als mir guttut? Eigentlich nicht, sagt mein Verstand. Doch irgendwie ist es trotz immer etwas zu viel.
Wie viel Bestätigung brauche ich ich?
Natürlich ist unsere persönliche Freiheit eine Frage unserer Selbstliebe. Mag ich mich so, dass ich tun kann, was mir wichtig erscheint, auch wenn es dafür gerade wenig positive Bestärkung von meinem Umfeld gibt? Kann ich sagen, dass ich keine Corona-Impfung machen werde, auch wenn mein Freund/meine Freundin sich so schnell wie möglich immer lassen möchte? Kann ich zu meiner Meinung und zu meinen Werten stehen, auch wenn es mich mal einsam machen könnte?
Wie geht es Dir mit Deiner Freiheit? Kannst Du Deine Freiheit spüren? Oder spürst Du mehr ihre Grenzen? Was brauchst Du, damit es Dir leichter fällt, Dich frei zu fühlen?