Es reicht!

Für alle?

04.09.2022

In der Natur unterwegs denke ich immer wieder: Es ist genug für alle da. Trotz zu wenig Regen bin ich heute an über 2 Meter hohem Mais-Feldern vorbeigegangen und auch die Vogelbeeren strahlten in der Sonne um die Wette.

Und dann musste ich auf dem Weg nach Hause tanken. Es ist schon erschreckend, in diesen Tagen eine Tankstelle anzufahren. Die Benzinpreise sind in Regionen aufgestiegen, die vor einem halben Jahr noch unvorstellbar waren. Es herrscht (noch?) kein Mangel, aber die Preise kann sich nicht mehr jeder leisten. Viele Analysten gehen davon aus, dass dies nicht nur mit Lieferengpässen aufgrund des Krieges in der Ukraine zu tun hat, sondern auch damit, dass Unternehmen die Situation ausnutzen, um ein noch besseres Geschäft zu machen als zuvor.

Übertriebenes Streben nach Gewinn
Als Habgier bezeichnet man das übertriebene Streben nach materiellem Gewinn, unabhängig von dessen Nutzen. Ich würde einschränken: unabhängig von dessen langfristigem Nutzen. Denn erstmal haben erfolgreich habgierige Menschen ja mehr Geld auf dem Konto. Längerfristig zerstört dieses Verhalten aber das Vertrauen zueinander. Und ohne dieses Grundvertrauen können Menschen in einer Gesellschaft nicht friedlich zusammenleben.

Haben-Wollen
Was lässt einen Menschen habgierige Entscheidungen treffen? Warum ist es ihm oder ihr so wichtig noch mehr zu haben, obwohl dass,  was ihm oder ihn zur Verfügung steht, eigentlich schon reichen könnte? Eine Ursache könnte sein, dass jemand ‚besser dastehen‘ möchte als andere, attraktiver sein möchte. Dass er oder sie Selbstwertgefühl daraus zieht, in einem Vergleich mit anderen Menschen erfolgreicher zu sein. Mit materiellem Gewinn können wir - oberflächlich gesehen - Grundbedürfnisse zufrieden stellen, wie Sicherheit, Anerkennung, Macht, Exklusivität. Ich bin ein wertvoller Mensch, wenn ich Werte anhäufe. Was sagt das über die Selbstliebe, wenn das nötig ist?

Muss es wirklich noch mehr sehr?
Ein weiterer Grund könnte sein, dass man befürchtet, in Zukunft nicht mehr so erfolgreich sein zu können. Vielleicht sogar, weil man unterbewusst ahnt, dass dieses Verhalten auf Dauer nicht toleriert werden könnte. Von Klein auf hat jeder Mensch ein Gerechtigkeitsgefühl, sogar mache Tierarten reagieren auf Ungerechtigkeiten. Also weiß ein habgieriger Mensch, dass sein Handeln nicht richtig, nicht gerecht ist. Da gilt es dann vorzusorgen für den Fall, dass einem die Tour vermasselt wird.

Ich glaube, in unserer westlichen Welt kann sich fast niemand davon freisprechen, manchmal habgierige Anwandlungen zu haben. Die Konsumwelt fördert die Habgier und das Haben-Wollen. Natürlich strebe auch ich manchmal nach mehr, obwohl das, was da ist, doch reichen würde.

Was muss passieren, damit wir uns auf eine innere Haltung zurückbesinnen, die unseren Vorfahren vermutlich noch zu eigen war: Genug ist genug? Ich nehme mir nur, was ich brauche. Ich mache keine Überstunden, wenn andere zu wenig Arbeit haben. Ich achte auf eine gesunde Balance.

Wir freuen uns auf Eure Ideen und Kommentare! Eure Susanne