13.07.2023
„Eine liebende Haltung dem Leben gegenüber“, dieser Impuls von Jens Corssen aus seinem Buch „Lieben“ ist noch in meinem Kopf. Mein Leben lieben, auch wenn nicht alles nach meinen persönlichen Vorstellungen läuft.
Was haben wir wirklich selbst in der Hand?
Im Unterschied zu vor 100 oder vielleicht sogar nur 50 Jahren gehen viele Menschen in unserem Kulturkreis heute davon aus, dass wir selbst das Leben in der Hand haben und alles steuern können, so, wie wir uns das vorstellen. Deutlich wurde diese Haltung nicht zuletzt in der Corona-Zeit. Dass die Politik unsere persönlichen Freiheiten so stark beschränkte, hat viele von uns erzürnt. Mich auch. Im asiatischen Raum nahmen die meisten Menschen diese Einschränkungen scheinbar mit mehr Gelassenheit hin.
Der Natur ausgeliefert
Spontan fällt mir dazu meine letzte Indienreise ein. Wir waren in GOA, wo die Inder jedes Jahr nach dem Monsun aufs Neue die Strandhütten wieder aufbauen, die sie an Touristen vermieten. Mit solchen Lebenserfahrungen ist einem wahrscheinlich viel bewusster, dass man viele entscheidende Dinge des Lebens nicht selbst in der Hand hat.
Und auch, wenn wir – zumindest noch – weniger vom Wetter gebeutelt werden als die Menschen in anderen Ländern: Wir haben unser Leben viel weniger in der Hand, als wir wahrhaben wollen. Das Leben geht auf und ab. Wie beim Schaukeln, wo wir auch nicht immer oben sein können.
Es nehmen - wie es ist
Vielleicht könnte uns dieses Bewusstsein, dass Hitze und Regen, Auf und Ab, Schatten und Sonne, Für und Wider zusammengehören, auch toleranter machen im Umgang mit anderen Menschen, die gerade nicht so handeln, denken oder fühlen, wie wir uns das wünschen. Ich kann andere Menschen genauso wenig verändern, wie viele andere Dinge in unserem Leben. Aber meine Haltung zum Leben, meine liebende Haltung, an der kann ich arbeiten.
Annehmen heißt nicht Hinnehmen
Ich muss mir dann immer wieder mal bewusst machen: Wenn ich annehme, was ist und weniger dagegen kämpfe, heißt das nicht, alles hinzunehmen. Diese Haltung wäre mir ein Graus! Doch es macht mich gelassener und zufriedener, Unveränderbares und auch andere Menschen so zu akzeptieren, wie sie gerade sind. Natürlich sage ich dann immer noch, dass ich vielleicht ganz anders ticke. Aber es entlastet mich und mein Gegenüber, dass ich dies nicht mit der Erwartung äußere, dass der andere dem folgt.
Was denkst Du über diese Haltung? Ich freue mich über Deinen Kommentar! Eure Susanne