Atmen

Seit rund 25 Jahren beschäftige ich mich mit meinem Atem. Auslöser war ein Sprechtraining beim BR, wo ich für B5aktuell arbeitend auch am Mikrophon saß. Die Sprechtrainerin diagnostizierter in der ersten Stunde: Sie machen gar keine Atempause. ... ist

22.11.2020

Seit rund 25 Jahren beschäftige ich mich mit meinem Atem. Auslöser war ein Sprechtraining beim BR, wo ich für B5aktuell arbeitend auch am Mikrophon saß. Die Sprechtrainerin diagnostizierter in der ersten Stunde: Sie machen gar keine Atempause.

... ist Pause
Das traf mich tief. Ich stellte in den folgenden Wochen fest, dass es auch in meinem Leben kaum eine Pause gab. Einatmen, Ausatmen, Pause. Das ist der normale Rhythmus. Bei mir gab es nur Einatmen, ausatmen – einatmen, ausatmen. Schon indem ich das hier aufschreibe, kann ich den Stress wieder spüren. Ich habe dann viele Jahre lang im Atemhaus München Atemtherapie gemacht.

Inzwischen meditiere ich regelmäßig und tue dies immer über den Atem. So habe ich gleich morgens eine innere Rückmeldung, wie ich in meiner Mitte bin. Doch immer noch gibt es viele Tage, an denen ich irgendwann merke, dass mein Atem wieder ganz flach wird, weil ich einfach nur schnell durchkommen will mit dem Pensum, das ich mir vorgenommen habe.

... ist Leben
Wir atmen meist, ohne darüber nachzudenken. Doch Atem ist Leben. Unser Atem kann uns sehr viel darüber erzählen, wie es uns gerade geht. Ist mein Atem flach oder frei und tief? Belebt mein Atem meinen Körper? Oder zeigt er mir, wie eingeengt ich mich in meinem Körper fühle? Kann ich im Atmen fühlen, wie verbunden ich mit der Welt bin?

Atem ist etwas ganz Einfaches und dennoch können wir sehr grundlegende Einsichten daraus gewinnen. Der Atem ist unsere Verbindung zwischen unserem Bewusstsein und unserem Unbewussten, auch zwischen unserem Körper und unserer Seele. Der Atem ist unsere Verbindung zu uns selbst – und nicht zuletzt sind wir über den Atem auch in Verbindung mit dem anderen, unserem Gegenüber und der Welt. Wenn wir ihm Aufmerksamkeit schenken, können wir viel über uns und unsere Beziehungen erfahren.

... ist Verbindung
Es ist richtig, durch die Nase einzuatmen, denn die Schleimhäute und Härchen in der Nase schützen uns davor, über die Luft z.B. Keime und Krankheitserreger aufzunehmen. Aber Du könntest mal testen, wie unterschiedlich es sich anfühlt, den Mund beim Ausatmen geschlossen zu halten oder mit offenem Mund zu auszuatmen. Letzteres ist eine Öffnung auch Deines Inneren zum anderen hin. Vielleicht kannst Du sie spüren?