... was siehst Du?

Das Ansehen, das wir in den Augen anderer genießen ist Ansichtssache.

24.07.2021

In meiner Single-Phase nach der Ehe habe ich begonnen Salsa zu tanzen. Ich bin bewusst immer alleine losgezogen, denn ich wollte mit möglichst vielen unterschiedlichen Männern einfach nur tanzen. Und da hatte ich dann die Wahl: Entweder wählerisch sein und viel am Rand stehen oder jeder Aufforderung nachkommen und ständig auf dem Parkett sein. Ich habe mich für letzteres entschieden und dabei erstaunliche Erfahrungen gemacht: Es waren nicht unbedingt die Männer, die mir positiv in die Augen stießen, die irgendwie meinem Beuteschema entsprachen, mit denen das Tanzen am meisten Spaß machte. Oft waren es die anderen, die ich eher nicht angesprochen hätte, die mich am umsichtigsten und einfühlsamsten führten.

Äußere Attribute
Seitdem ist mir klar, dass die äußeren Attribute und der Rahmen, in dem wir uns präsentieren, viel zu großen Einfluss auf das Ansehen haben, das wir in den Augen anderer genießen. Ich bemühe mich also etwas vorsichtiger mit den ‚Ansehen‘ zu sein, das ich anderen andichte. Ob es mir immer gelingt, steht auf einem anderen Blatt ….

Zu den Stichworten ‚angesehene Menschen‘ finde ich auf Google - nichts. Angesehene Berufe dagegen schon. Das Ansehen von Menschen gründen wir scheinbar vor allem auf dem, was sie beruflich leisten. Danach kommt dann gleich das Aussehen als Messgröße für unser Ansehen. Attraktive Menschen, heißt es in der Forschung, haben es im Leben leichter.

Mein Ansehen kontrollieren - ein Paradox
Eigentlich wissen wir, dass im Urteil über andere Menschen immer auch etwas mitschwingt, das eher etwas mit dem Betrachter/der Betrachterin zu tun hat. Dennoch kenne ich die Versuchung, mein eigenes Ansehen bei anderen kontrollieren zu wollen.

Kann ich mich wohlwollend sehen?
Am meisten fällt es mir derzeit in den vielen Online-Workshops und –Coachings auf. Neben den Videos der Teilnehmenden sehe ich ständig auch mein eigenes Video-Bild - viel häufiger, als ich im privaten Leben in den Spiegel schaue. Viele Teilnehmer sind dann erleichtert, wenn sie auf Zoom oder Webex die Möglichkeit finden, den eigenen Video-Anblick auszuschalten und für die anderen dennoch sichtbar zu bleiben.

Vielleicht ist es ja so, dass mein Ansehen in dem Maße wächst, in dem es mir egal ist, wieviel Ansehen ich in den Augen anderer genieße? Sicher ist: Wenn ich wohlwollend auf mich selbst schaue, kann ich auch andere Menschen so betrachten. Dazu gibt es z.B. eine Spiegelmeditation, bei der ich mein eigenes Spiegelbild still und wohlwollend betrachte und alle selbstkritischen Gedanken, die auftauchen, wieder ziehen lasse.

Welche Ideen hast Du, wie wir uns von unseren doch ziemlich oberflächlichen Kriterien Menschen wahrzunehmen etwas freier machen können? Wie freuen uns über Deine Kommentare auf unserem Instagram-Account: wie.dich.selbst. Oder in der Facebook-Gruppe: www.facebook.com/wie.dich.selbst. Eure Susanne